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Dekan Christoph Grötzner verabschiedet sich

Liebe Leserinnen und Leser,
Liebe Gemeinde,

mit der Jahreslosung für das Jahr 2024 nehme ich von Ihnen Abschied.

„Alles bei euch geschehe in Liebe.“

(1. Korinther 16,14)

Am 2. Februar 2014 wurde ich in der Apostelkirche Solln in mein Amt als Dekan im Prodekanat München Süd und geschäftsführender Pfarrer der Evang.- Luth. Kirchengemeinde München Solln eingeführt. Der Prodekanatssitz war von der Himmelfahrtskirche Sendling nach Solln verlegt worden. Für die Kirchengemeinde eine große Umstellung. Die erste Pfarrstelle in Solln war nur noch eine halbe Pfarrstelle, dafür gab es eine andere halbe Stelle, die mit Schwerpunkt die Kinderkirche begleitete. Vieles ging nicht mehr in den bisher gewohnten Bahnen. Aus zwei Teilen der Kirchengemeinde, die je ihr Eigenleben führten, Petruskirche und Apostelkirche, wurde zunehmend eine Gemeinde Solln mit zwei Kirchen und einem hauptamtlichen Team.

Zehn Jahre sind seither vergangen. GU und die Homepage haben seither ihr Gesicht verändert. Das kontemplative Gebet, die Freitagsmahnwache für Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung gehören zum Erscheinungsbild der Gemeinde ...

Die Veränderungen und Umbrüche sind immens. Symbolisch stehen dafür die Zahlen der Gemeindemitglieder. Waren wir zu meinem Stellenantritt im Jahr 2014 etwa 5.200 Gemeindemitglieder, so sind es zu Beginn des Jahres 2024 etwa 3.800 Menschen, die der Kirchengemeinde mit ihren beiden Sprengeln angehören. Ganz im Trend der Evangelisch- Lutherischen Kirche Deutschlands und Bayerns geht der rückläufige Trend ungebrochen weiter.

Verabschiedung von Dekan Christoph GrötznerDekan Christoph Grötzner mit Ehefrau Katharina

Damit verbunden sind große Veränderungsprozesse, die nicht immer leicht anzunehmen sind und waren, dazu gehörte auch die Zusammenlegung des Pfarrbüros in der Bertelestraße.

Meine Aufgabe war es, diese Veränderungsprozesse sowohl auf Dekanatsebene (z.B.: Landesstellenplan / Strukturprozess) wie auf regionaler und kirchengemeindlicher Ebene mit den zugehörigen Gremien zu gestalten und zu begleiten. Das war mitunter recht spannungsvoll und herausfordernd.

In meiner Gemeindetätigkeit war ich, anders als die Kolleginnen, schwerpunktmäßig mit geschäftsführenden, verwaltenden und Gremienaufgaben befasst. Wenig Zeit blieb mir außerhalb von Gottesdiensten, Trauungen, Taufen, Beerdigungen für Kontakte mit Gemeindemitgliedern. Der Versuch ehrenamtliche Seelsorge in der Kirchengemeinde einzuführen ist leider, nicht zuletzt Corona- und Krankheitsbedingt, nicht erfolgreich gewesen.

Das Jahr 2020 bedeutete für uns alle eine herbe Zäsur. Für mich kam mit dem Corona-„Lock-Down“-Wochenende 14./15.03.2020 mein persönlicher „Lock Down“, mein Herzinfarkt, von dessen Folgen ich mich nie so ganz erholt habe, andere Erkrankungen kamen vielmehr hinzu.

Ich habe vielen zu danken. Ich danke den Kolleginnen Pfarrerin Regina Hallmann und Pfarrerin Christina Ehring, die in der Zeit meiner vielen krankheitsbedingten Ausfälle, viel übernahmen. Auch Nicole Forster und Jenny Claus leisteten und leisten im Pfarramt großes. Ganz besonders möchte ich Frau Dr. Cornelia Albert nennen, die seit 2020 unserem Kirchenvorstand zusammen mit Matthias Doepner als Vorsitzende voransteht und die diese Aufgabe zusammen mit den Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern wunderbar wahrnimmt. Und das in in jeder Hinsicht herausfordernden Zeiten: Die Zusammenarbeit zwischen den Kirchengemeinden der Andreaskirche Fürstenried, Jakobuskirche Pullach und Solln wird zunehmend intensiviert.

Verabschiedung von Dekan Christoph Grötzner durch Sekretärinnen

Die Personalsituation stellt innerhalb der Kirchengemeinde vor Herausforderungen. Die Kirchenmusikerstelle konnte dank großen Engagements vieler zumindest als halbe Stelle neu besetzt werden. Veränderungen bleiben nicht aus. Die Jugenddiakonenstelle wird es so nicht wieder geben. Die Pfarrstelle, die mit Schwerpunkt die Kinderkirche begleitete, wird nicht wieder besetzt. Wie wird die 1. Pfarrstelle mit welchen Stellenanteilen neu besetzt werden?

Die Rückgabe der Petruskirche an die Gesamtkirchengemeinde München bedeutet für viele einen intensiven und schmerzhaften Trauerprozess mit Erinnerungen an so erfüllte Zeiten.

Mich trägt das Vertrauen, dass wir inmitten aller Umbrüche und Veränderungen, die wir zu tragen und zu bewältigen haben, getragen sind. Es ist die EINE LIEBE, die uns trägt und der wir uns anvertrauen, von der es im 1. Johannesbrief heißt: „Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1 Johannes 4,16)

Es wäre wunderbar, wenn es uns gelänge aus der Haltung solcher Liebe, die Veränderungsprozesse, die uns aufgegeben sind, die persönlichen, die gesellschaftlichen, die kirchlichen … vertrauensvoll zu gestalten. Ganz im Sinne der Jahreslosung: „Alles bei euch geschehe in Liebe.“ (1 Korinther 16,14) Mit Freude erinnere ich mich an den schönen Abschied am 21.Januar 2014 in der Apostelkirche. Der Einsatz des erweiterten Bläserchores sowie das Violinen-Spiel von Ulrike Flemming haben mich sehr erfreut. Die vielen, vielen Worte, Gesten und Aufmerksamkeiten, die mich erreichten, taten mir bei aller Trauer gut.

Mit Dank für alle Gemeinschaft, Freundschaft, Liebe, die mir in der Weggemeinschaft in Solln zuteilwurde und hier schließe ich meine Frau Katharina mit ein, verbleibe ich mit den besten Wünschen an Sie: „Alles bei euch geschehe in Liebe.“

Herzlichst Ihr
Christoph Grötzner